"Die Beute wird dem Clan wieder ein bisschen Kraft verleihen!", erwiderte ich zufrieden und sah sie dann fragend an, "Willst du noch ein bisschen in der Sandkuhle üben oder lieber gleich ins Lager zurückkehren?" Der kleine Umweg machte nun wirklich nichts und Kampftraining würde ihr unter anderem auch gut tun. Vor allem da sie sonst nur mit Dämmerblüte trainiert hatte und diese war deutlich kleiner und weniger massig als ich.

"Ein großes Ziel und ich bin gespannt ob du es mal erreichen wirst.", erwiderte ich und verbarg mein Schmunzeln gekonnt hinter der Beute, welche noch immer sanft zwischen meinen Kiefern baumelte. Deine Entwicklung auf diesem Weg wird bestimmt interessant zu beobachten sein... mal sehen ob du noch mehr Respekt entwickeln kannst "Wenn es kein gutes Training wäre, wäre es ein bisschen schlecht oder?", entgegnete ich nur kopfschüttelnd und schnippte dann mit meinem Schwanz Richtung Sandkuhle. "Lass uns gehen." Damit setzte ich mich in Bewegung und suchte mir meinen Weg durch die verschneite Landschaft, während die Beute immer wieder gegen meine Brust klopfte.

Zur Sandkuhle

Vom Lager des DonnerClan

Mithilfe meiner Krallen bremste ich schlitternd ab und ignorierte das leise schmerzhafte Pochen in meinen Pfoten, als ich mich kraftvoll vom Boden abstieß und meine Krallen in die Baumrinde schlug. Ächzend zog ich mich auf einen höheren Ast und blieb dort mit rasendem Herzen liegen, was sicher nicht nur durch meinen kleinen Sprint hervorgerufen worden ist. Die frische klare Luft half alles aus meinem Kopf zu verdrängen und so lag ich einfach in die Ferne starrend auf dem breiteren Ast. "Erbärmlich...", flüsterte ich fast lautlos und schloss mit einem Seufzen die Augen, während sich die Feuchtigkeit des Nebels in meinem Fell absetzte.

Ein dumpfes Geräusch unter mir, ließ meine Ohren zucken und mich selbst überrascht hochfahren. Meine Augen lagen voller Verwirrung auf dem Kater, der anscheinend frontal gegen den großen Kletterbaum gerannt war und nun wahrscheinlich von Kopfschmerzen des Todes geplagt werden müsste. Schneller als ich überhaupt einen Gedanken fassen konnte, ließ meine Fähigkeit zu Denken nach und ohne es mir wirklich klar zu machen, dass ich hier auf einem nicht gerade breiten Ast der Platane stand, setzte ich einen Schritt nach vorne. Natürlich in die Luft und mein Körper wollte der Physik folgen. Mit einem "Umpf!" landete ich unsanft neben dem dunklem Krieger und starrte ihn einfach nur mit aufgerissenen Augen an. Er ist mir nachgelaufen! Aber wieso.... ich versteh das nicht! Voller Verwirrung sah ich zu ihm nach oben.

Noch immer lag ich wie festgeklebt auf dem Boden, fühlte mich beinahe wie eine Flunder und konnte dennoch nicht aufhören den Kater vor mir anzustarren. Gefesselt von seinen grauen Irden, konnte ich auch gar nicht anders, als seinen Blick zu erwidern und schluckte fest. Er war mir nahe - zu nah. Sein Geruch umnebelte meine Sinne und würde ich mich nur ein bisschen vorbeugen, würde meine Nase sein Fell berühren. Mein Atem schien sich im Gleichtakt zu meinem Herzen zu beschleunigen und ich reckte meinen Kopf etwas vor, ohne es überhaupt zu wollen. Noch immer war ich in seinem Blick gefangen und mir wurde erst so richtig bewusst, was ich hier eigentlich tat, als meine Nase vor der seinigen schwebte. Ich schluckte lautlos. Dennoch konnte ich mich nicht mehr zurückziehen und den letzten Abstand zwischen uns, konnte ich auch nicht mehr überwinden. Starr lag ich vor ihm, lauschte mit vernebeltem Kopf seinem Kichern und glaubte, das Atmen zu vergessen.

Ich verstand nicht, warum ich plötzlich ein beklemmendes fast schon schmerzhaftes Gefühl auf meiner Kehle hatte. Weder verstand ich warum die Welt plötzlich so schwummrig wurde, aber das zählte in diesem Moment auch einfach nicht. Wichtig war nur Schattenkralle und die zarte Berührung unserer Nasen, die mein Herz stolpern ließ. Ein schier unsagbarer Druck baute sich in meiner Lunge auf und erst da wurde mir bewusst, dass ich meinem Körper den Sauerstoff versagt hatte und die sog die lebensrettende Luft nun tief in meine Lungen. Mein Körper stand unter Strom und ich wusste, dass ich mit dieser Ungewissheit nicht mehr weiterleben konnte. Ich musste es wagen - sollte es ihn auch verschrecken, aber so konnte es nicht weitergehen. "Schattenkralle?", hauchte ich leise, fragend.

Seine Lider hoben sich wieder, gaben den Blick auf seine wunderschönen grauen Irden endlich wieder frei, in denen nun eine Verletzlichkeit stand, die mein Herz fast zerriss. Qualvoll pochte mein mich am lebenserhaltender Muskel in meiner Brust und ich zog zittrig die Luft in meine Lunge, die plötzlich zu schrumpfen schien. "Ich liebe dich Schattenkralle." Meine Stimme klang zittrig, vielleicht ein wenig verzweifelt und hatte nichts von der Ruhe, die sie sonst bestimmte. Mein Innerstes war aufgewühlt und mein Herzschlag hatte sich ins unermessliche beschleunigt, als wolle es aus meinem Körper fliehen, sollte mich der Kater gleich alleine lassen. Die Zeit in der ich auf eine Erwiderung wartete, ob nun wie ich es mir sehnlichst wünschte positiv oder wie ich es erwartete negativ, schien sich in die Länge zu ziehen. Sekunden wurden zu Stunden.