Seidenfrost:

Ich spürte den Blick von Atlas auf meinem Rücken und drehte mich zu ihm um. Ich legte meinen Kopf schief und sah ihn fragend an. Alles .. okay? fragte ich schließlich und biss mir auf die Zunge. Ich hätte diese Frage vielleicht besser für mich behalten sollen aber ich fand sein Verhalten ungewöhnlich für ihn. In mir breitete sich meine schüchternheit aus. Schüchternheit die ich am liebsten für immer ablegen würde. Aber es ging nicht. Zweifelnd sah ich auf den Boden und hoffte das er auf meine frage einging. Mein Pelz kribbelte und ich zuckte mit meinem Schweif unruhig hin und her.

Erwischt! Meine Ohren drehten sich peinlich berührt zurück, als mich die rotglühende Kriegerin sozusagen beim Starren erwischte. "Sicher...", entgegnete ich zögernd und betrachtete meine Tatzen eingehend, damit ich dem Blick ihrer grünen Irden entging. Ich fühlte mich in die Zeit zurück gesetzt, wo ich als kleines Kätzchen von meiner Mutter zurechtgewiesen worden bin. Auch damals hatte ich immer zu meinen Pfoten geschaut und man hatte mir jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen müssen. "Ich meine.. normalerweise...", versuchte ich mein verwirrendes Verhalten zu erklären, als mich ein leichtsinniger Gedankengang aufschauen ließ. Ich konnte jederzeit weiterziehen. Ich gehörte immerhin nicht zum Clan... was hatte ich also zu verlieren? Ein verschmitztes Lächeln trat in meine Züge und ich schaute Seidenfrost nun eher offen an, selbstbewusst. "Weißt du? Ich mag dich!", miaute ich ehrlich, wobei mein Lächeln sogar noch etwas breiter wurde, "Ein Mögen, dass über das normale Mögen raus geht!"

Seidenfrost:

Ich erstarrte. Mein Pelz fing förmlich an zu glühen. Mir wurde ganz heiß und ich fühlte mich ertappt. Ich wusste nicht wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Wie sollte ich reagieren? Gab es Regeln die mir sagten was ich zu machen hatte? Leider nein musste ich feststellen. Mein Herz raste und ich schnappte nach Luft. Dann sah ich endlich mal zu Atlas. Er war selbstbewusst also meinte er das ernst. Ich lächelte zaghaft. Erst jetzt fing ich an etwas klarer zu denken. Empfand ich denn etwas für ihn? Mir rasten Gedanken durch den Kopf die ich schonmal gedacht hatte, aber nicht bewusst. Diese Situation war zu neu und ich war überfordert. Mein Blick ruhte auf seinem Pelz.
Es schien als wären Stunden verstrichen.
Ich war aufgewühlt. War das ein gutes Zeichen? Ich konnte leider niemanden fragen. Ich sandte ein stumme frage an meine Schwester Sturmkralle. Ich wünschte fest das sie mir jetzt beistand. Sie musste mir sagen was ich tuen sollte. Mir einfach beistehen.
Meine Gedanken blieben wieder bei Atlas hängen.
Ich dachte an die schönen sachen die wir erlebt hatten. Gut, es waren jetzt nicht viele und so..aber besondere. Für mich. Ich war mir sicher das ich ihn genauso mochte. Aber hatte ich denn genug Ahnung davon? Ich wusste nicht wie es sich anfühlte verliebt zu sein. Aber mir wurde bewusst das ich ihn mag. Vielleicht sogar genauso wie er mich...
Ich trabte zu ihm und stellte mich etwas näher an ihn rann. Ich glaub... fing ich an und sah fragend auf den Boden. Eine Ameisen krabbelte über den waldboden. Sie gab mir keine antwort. Ich sah ihn wieder an und miaute sicherer ich dich auch. Ich war mir jetzt ganz sicher dass das stimmte. Ganz sicher.

Stille. Nichts als alles verschlingende Stille. Seidenfrost schwieg... schwieg wie die Tiere des Waldes um uns herum.
Mit jeder Sekunde die verstrich. Mit jedem Herzschlag wurde ich nervöser. Es war, als würde ich auf glühenden Kohlen sitzen und die Antwort von Seidenfrost, stellte die Erlösung dar. Oder meinen Niedergang, je nachdem wie sie ausfallen würde. Sie konnte mich auf Wolke sieben schicken oder im freien Fall zurück auf die Erde stürzen und mein kleines, verliebtes Herz zerbrechen. Äußerlich lächelte ich die rotglühende Kätzin noch immer verschmitzt an, während mein Innerstes auf eine Antwort brannte und nahezu verglühte.
In meinen Irden glomm leichte Hoffnung, als die Kriegerin ihren Kopf hob und endlich meinen Blick erwiderte. Der kleine Funken wandelte sich zu einer kleinen Flamme, als sie mir ein schüchternes Lächeln schenkte. Es war zwar noch keine Antwort, aber zumindest war meinem Geständnis kein angewideter Blick gefolgt und stehen gelassen wurde ich auch noch nicht. Die erste Hürde war geschafft! Dennoch bangte ich. Was fühlte sie? Erst eine gefühlte Ewigkeit später - für einen kurzen Moment schien die Zeit still zu stehen - erhob sie ihre Stimme. Wirklich ansehen konnte sie mich aber nicht und doch... "ich dich auch" Das verschmitzte Lächeln wurde zu einem glücklichen. Da sie fast direkt neben mir stand, konnte ich mit Leichtigkeit die letzte Lücke zwischen uns schließen und meine Nase vorsichtig gegen ihre Stirn drücken.

Mit jeder Sekunde die verstrich. Mit jedem Herzschlag wurde ich mir dem Gedanken immer mehr gewiss. Seidenfrost und ich. Ich und Seidenfrost. Sie gehörte nun indirekt zu mir und ich natürlich auch zu ihr. Jetzt musste ich nur noch im Clan aufgenommen werden!

Seidenfrost:

Ich hatte schon zweifel und wäre gerne ab durch die Mitte weg gerannt. Er hatte nichts gesagt. Angst machte sich in mir breit. Aber ich hatte offensichtlich nichts falsches gesagt und schon drückte er seine Nase an meine Stirn. Ich schnurrte leise und verharrte so. Glücksgefühle schienen mich zu durchströmen. Ich bat den SternenClan die Zeit stehen zu lassen. Wenigstens so lange das ich sicher sein konnte das dies hier real war. Alles fühlte sich wie ein Traum an aus dem man jederzeit herausgerissen werden konnte. Aber ich spürte keine Pfoten die mich wachrüttelten. Sondern nur die Vögel die die Stille durchbrachen und sich für uns freuten. Jedenfalls wollte ich mir dies einbilden.

Seidenfrost schnurrte leise. Es war ein sanfter, zufriedener Ton und er schien mich wie ein Mantel zu umhüllen. Da war kein Wind mehr. Kein singender Vogel oder ein raschelndes Gebüsch. Die Welt bestand in diesem Moment nur aus Seidenfrost und ihrem glücklichem Schnurren, in welches ich ebenso leise einstimmte. Auch meine Nase verblieb in ihrem weichem Fell und doch brodelte der Schalk schon wieder. Er wartete nur auf die Gelegenheit. "Was meinst du?", fragte ich leise, mit einem gewissen Hauch von Nachdenklichkeit und Spitzbübigkeit, "Wie schnell kriege ich Smaragdstern überzeugt, dass sie mich endlich in den Clan aufnehmen muss?"

Seidenfrost:

Das wird sie schnell genug machen...sie lernt mich sonst noch kennen ]meinte ich zum Spaß und ließ ein leises scherzhaftes knurren ertönen. Sie kann dich nur aufnehmen...du bist einfach viel zu wertvoll. Das weiß sie und ich noch besser! betonte ich und vergrub meine Nase in seinem Fell.

"Ich bin mir sicher, sie wird vor Angst erzittern!", miaute ich grinsend und stieg damit auf ihren kleinen Scherz ein. Natürlich spielte ich dabei vor allem auf ihr leises Knurren an, welches nicht mal ein Junges in die Flucht geschlagen hätte. Dafür war die Alberei viel zu gut herauszuhören. Ihre weiteren Worte ließen mich allerdings merklich stocken. "Wertvoll?", fragte ich verdattert nach, da ich mir auf ihre Worte nicht wirklich einen Reim machen konnte. Schließlich meinte sie damit bestimmt nicht, dass ich als Sonnenstrahl ihre Frostigkeit dahin schmelzen ließ.

Ich lief in den Wald und sah auf den Boden. Ich umlief die ganzen Bäume und suchte nach irgendeiner Fährte, doch war ich nicht ganz bei der Sache. Da ich so abgelenkt war, lief ich irgendwann gegen einen Baum. Ich zuckte zusammen und schüttelte mich. Ich lief weiter und sah nun gerade aus.

Ich wusste nicht wie ich ihm Antwort auf seine Frage geben konnte. Ich lächelte ihn einfach nur an und zuckte mit den Schultern. Naja...du bist halt besonders miaute ich.

Ich sah mich nochmal um und seufzte. Mit schnellen Schritten verschwand ich wieder Richtung Lager.

>> Lager <<

Meine Ohren zuckten leicht und mit einem wachsenden Grinsen versuchte ich meine aufsteigenden Emotionen zu verstecken. Mein Gesicht prickelte leicht und bevor sich dort ein peinlich berührter Ausdruck bilden konnte, verschloss ich ihn hinter meiner lächelnden Maske. "Ich nehme das als Kompliment!", entgegnete ich und grinste sie dann keck an, "Besonders wenn es von so einer hübschen Kätzin kommt!" Zufrieden schnipste ich mit der Schwanzspitze und sah zu Seidenfrost, deren Nase noch immer in meinem hellen Pelz steckte. Das es dort angenehm kribbelte konnte ich nicht verleugnen.

Ich fing an zu schnurren. Zu meinem Glück konnte er nicht sehen wie ich vor Stolz fast ausflippte, denn ich vergrub mein Gesicht in seinem dichten Fell. Erst als ich mich beruhigt hatte sah ich ihn an und miaute das Kompliment nehme ich sehr ernst. Ich sprang auf die Pfoten und stolzierte wie eine Diva um Atlas herum. Ich hatte den Kopf erhoben und setzte eine Pfote vor die andere. So stolzierte ich trippelnt weiter, bis ich stolperte und auf den Boden krachte.